Volker Bley

Mutter: Elisabeth Bley, ausgebildete Putzmacherin. Von da her: frühzeitiges Interesse an schmückenden Sachen.

Vater: Dipl. Ing. Alfred Bley, Leiter eines Laboratoriums für Bodenuntersuchungen. Von da her: frühzeitiges Interesse an Böden, Steinen und Tiefgründigem.

Kindergarten im ehemaligen Gartenhaus Nietzsches. Der Vorbesitzer war mir aber nicht bekannt. Von da her: kein Einfluss. Blockflötenunterricht beim Kantor der Wenzelskirche (Hildebrandtorgel, die bereits Joh. Seb. Bach geprüft hat). Von da her: frühzeitige Versuche, die Blockflöte mit Hilfe des Staubsaugers zu blasen… und später Benny Goodman und Sidney Bechet auf der Blockflöte zu spielen (aber auswendig!).

Schulzeit in Naumburg bis 1957 – langweilig! Von da her: außer Lesen und Schreiben kein Einfluss. Religiöse Unterweisung unter den Augen von Uta und Eckehart im Naumburger Dom. Hier auch möglicherweise auf der Originalschulbank von Friedrich Nietzsche gesessen. Nietzsches Namen war mir immer noch nicht bekannt. Deshalb malte ich Uta von Naumburg und sonstige Gotik, bis ich auch die auswendig konnte.

Klavierunterricht vom 8. bis 12. Lebensjahr bei Fräulein Jacobi. Außer Zählen nichts gewesen. Aber immerhin: links Bassschlüssel, rechts Violinschlüssel und das gleichzeitig!

1957 Übersiedlung in den goldenen Westen. Blockflöte, Klavier und die Steinsammlung kamen Dank einer glücklichen Fügung mit. Von da her: das Hängen an den Dingen.
1957–1960 Besuch des Moll-Gymnasiums in Mannheim. Unterricht noch langweiliger als vorher in der DDR. Von da her: intensives Klavierstudium (vom Blatt die Notenstapel durch, aber ohne Lehrerin und ohne Zählen, dafür laut und stundenlang.)

1957 leiht mir dir Schule ein Violoncello, obwohl ich eine Klarinette wollte. Von da her: ziemlich schnelle Ausbildung im Cellospielen bei Margot Gutbrod, weil ich ins Schulorchester wollte. Das Cello war alt und häufig reparaturbedürftig. Von da her: häufige Besuche bei Geigenbaumeister Geipel in Mannheim. Stundenlange Beobachtungen seiner Arbeit, weil er immer noch nicht fertig war, wenn ich kam und es abholen wollte.

1957 Fünftes Bastelbuch geschenkt bekommen. Von da her: Plan und Anleitung zum Bau einer Balalaika. Fachkundige Beratung und Bereitstellung der Hölzer durch und von Geigenbaumeister Geipel.

1960 Abbruch der Schulausbildung in Mannheim und einsamer Gang an die Fachschule für Geigenbau in Mittenwald. Ausbildung bei den Lehrern Hornsteiner, Fürst, Edlinger, Klotz und Leonhardt. Nebenbei: gründlicher Kunstunterricht, Orgelunterricht, Klavierunterricht, Cellounterricht. Von da her: neurotischer Hang zu Gründlichkeit und Genauigkeit.

1963 Erste Bass-Viola-da-Gamba nach Stainer nach eigenen Recherchen an der Schule gebaut. Die stolze Schule und das Land Bayern stellten die Gambe von Bayern bis Tokio aus. Seitdem weiß ich, dass ich handwerklich wohl gut sein muss.

1964 Gesellenprüfung abgelegt (Gesellenstück: Violoncello nach eigenem Entwurf). Seitdem spiele ich dieses Cello und keines klingt besser, keines sieht schöner aus!

1964–1966 Geselle bei Günther Hellwig in Lübeck. Dort Restaurierung einiger Instrumente von Joachim Tielke (1641–1724) für die Museen Hamburg und Kopenhagen. Von da her: Interesse an Restaurierung und Reparatur und das Wissen: nichts kann so kaputt sein, dass man es nicht noch reparieren könnte.

1966 Großer Karriereknick: Gesellenstelle bei Sacconi / Wurlitzer in New York mit bereits bezahlter Passage des Atlantiks in letzter Minute nicht angetreten, da unverzüglicher Einzug als GI nach Vietnam drohte. Von da her – aber nicht nur deshalb – schon frühzeitig gegen den Krieg in Vietnam.

1966–1967 Zivildienst im Krankenblattarchiv der psychiatrischen Klinik in Heidelberg. Von da her: der routinierte Umgang mit Karteikarten, Akten und dem Alphabet.

1967–1969 Gesellenstelle bei Geigenbaumeister Mages in Stuttgart. Gleichzeitig Ausbildung zum Schulungsleiter bei der ÖTV und grafische Arbeiten für den DGB.
1969–1970 Grafiker bei der Edition und Siebdruckerei Domberger in Bonlanden bei Stuttgart mit der ehrenvollen Aufgabe, Entwürfe von Pfahler, Robert Indiana und Andy Warhol auszuarbeiten und für den Druck aufzubereiten.

1970–1972 Selbständig mit der Herstellung von experimentellen Musikinstrumenten.
1972 Berufung als Pädagoge für politische und kulturelle Jugend- und Erwachsenenbildung durch das Hessische Sozialministerium an den Jugendhof Dörnberg bei Kassel.

1974 Berufungen als Lehrbeauftragter an die Universitäten Kassel und Marburg. Fachbereiche: Sozialwesen und Diplompädagogik.

1978 Dritte Korrektur der beruflichen Karriere und Gang an das Kinder- und Jugendtheater der Stadt Dortmund. Dort musikalische Leitung und zuständig für die Bereiche Theaterpädagogik, Animation sowie Schauspielerei.

1982 Vierte Korrektur der beruflichen Karriere und back to the roots; Gründung der GEIGENBAUWERKSTATT VOLKER BLEY in Dortmund.
1983 Meisterprüfung als Geigenbauer bei der Handwerkskammer in Düsseldorf. 1986 Umzug der Werkstatt in die Arneckestraße und Vergrößerung des Betriebs.

Ab 1990 ehrenamtlich musikpädagogische Arbeiten an Dortmunder Schulen.

Ab 1998 im Nebenjob: Cellounterricht für Kinder, die das eigentlich gar nicht lernen wollten.